Seniorenhockey

Ü40 Team eigentlich ungeschlagen bei der WM-Premiere

Verloren wurde nur das Penaltyschießen im Halbfinale / Improvisation war gefragt

 

Eine gelungene WM-Premiere als Turnierdritter feierte die deutsche Ü40-Auswahl in Canterbury. Von links, hinten: Martin Klönne, Andi Dolge, Michael Struthoff, Lars Brenneke, Thorsten Toedter, Joachim Brötz, Erik Lassen, Oliver Lück, davor Trainer Horst Ruoss, Peter Wilbertz, Christian Remmers; vorn:  Ralf Heitmann, Gerrit Rothengatter, Marcel Janson, Hinrich Nolte, Andreas Hatz, Detlef Brockmann, Oliver Casper, Christian Marquardsen, David Klammer.

 

30.08.2012 - Als amtierender Europameister reiste die Ü40 mit großen Erwartungen nach Canterbury. Die beiden Vorbereitungsspiele gegen Australien waren mit 1:0 und 1:5 schon recht vielversprechend gewesen, zumal mit Lars Brennecke und Hinrich Nolte noch zwei wichtige Spieler fehlten. Es hatte sich aber auch gezeigt, dass die Abstimmung noch nicht in allen Mannschaftsteilen gut funktionierte und vor allem auch zwischen den Mannschaftsteilen teilweise noch große Lücken waren.
Sehr kurzfristig gab es auch noch einmal Änderungen am Kader, da nach dem Australien-Wochenende Thomas Thil und Ralf Heitmann verletzungsbedingt absagen mussten. Letzterer fuhr dann aber trotzdem mit und war im weiteren Turnierverlauf als Betreuer und Mädchen-für-Alles ein wichtiger Teil des Teams. Als zusätzliche Spieler rutschten Oliver Casper und Martin Klönne in den WM-Kader, die auch schon bei den Australien-Länderspielen die Mannschaft verstärkten.

So startete die Ü40-Mannschaft am Samstag gegen Neuseeland doch mit einer gewissen Unsicherheit in das Turnier.  Die erste Halbzeit der Partie diente dann über weite Strecken auch mehr der Selbstfindung. Die Neuseeländer, die bereits ihr erstes Spiel verloren hatten, zeigten uns ab der ersten Minute, dass eine WM doch etwas anderes als ein Freundschaftsspiel ist. Dies führte dann auch in der 10. Minute zum verdienten 0:1. Die nächste erwähnenswerte Situation hatte dann entscheidende Nachwirkung für unseren und vor allem Michael Struthoffs weiteren Turnierverlauf. In der 18. Minute rauschte ein neuseeländischer Stürmer reichlich übermotiviert in den etatmäßigen Libero. Diese Aktion führte leider zu einem Rippenbruch und damit zum Ende des Turniers für unseren Co-Kapitän. Die Mannschaft musste umgestellt werden, und Erik Lassen rückte von ganz vorne nach ganz hinten. Gleichzeitig ging aber auch ein Ruck durch die Mannschaft, die dieses Spiel „jetzt erst recht“ gewinnen wollte. Bereits zur Pause führten wir dann durch Lars Brennecke und Hinrich Nolte mit 2:1. Die zweite Halbzeit dominierten wir dann ziemlich eindeutig das Geschehen, vergaßen allerdings das Toreschießen. So führten zwei Unachtsamkeiten innerhalb von zwei Minuten zu zwei Gegentoren, und auf einmal war der so wichtige Auftaktsieg schon wieder in Gefahr. Wir konnten uns aber schnell wieder fangen und durch Tore von Andreas Hatz und unserem Goalgetter Andreas Dolge zwei Minuten vor Schluss doch noch als verdienter Sieger vom Platz gehen.

Die Innenverteidigung - eine verletzungsträchtige Position

Das zweite Spiel am zweiten Tag konnte für uns also schon das Tor zum Halbfinale endgültig aufstoßen. Dazu wäre ein Sieg gegen Schottland notwendig gewesen. Wieder dauerte es bis etwa Mitte der ersten Halbzeit, bis wir unsere Mannschaft erneut umstellen mussten. Diesmal traf es Erik Lassen, der schon angeschlagen in das Turnier gestartet und trotz großen Einsatzes unseres Wunderheilers (später mehr) nicht wieder richtig fit geworden war. Damit waren unsere ursprünglich vorgesehenen Optionen für den freien Innenverteidiger aufgebraucht. Lars Brennecke musste also aus dem zentralen Mittelfeld ins Abwehrzentrum. Kurz darauf gelang es uns aber tatsächlich, das 1:0 zu erzielen (erneut A. Dolge). Diese Führung konnten wir in einem verteilten Spiel dann bis zur Halbzeit auch halten. Auch in der zweiten Hälfte blieb das Spiel offen und jederzeit interessant. Chancen auf beiden Seiten, manche „interessante“ Schiedsrichterentscheidung und starke Paraden unseres Torwarts Detlef Brockmann ließen uns lange Zeit vom zweiten Sieg träumen. Schließlich gelang es den Schotten aber doch, einen ihrer Angriffe abzuschließen und zum 1:1 auszugleichen. Weitere (Groß-)Chancen auf beiden Seiten wurden dann teilweise kläglich vergeben, so dass es letztendlich bei dem Unentschieden blieb.

Die Vorzeichen für das dritte Spiel nach unserem ersten Ruhetag waren damit klar: Mit einem Sieg gegen Irland sind wir auf jeden Fall Gruppenerster, eine Niederlage mit weniger als zwei Toren Unterschied hätte uns zum 2. Platz gereicht. Nach zwei Tagen unermüdlichem Einsatz von Marcel Janson (unseres oben bereits erwähnten Wunderheilers, der mehrere Kilo Salben und Cremes, mehrere tausend Akkupunkturnadeln und mehrere Kilometer Tape in und an den Muskeln seiner Mitspieler verbrauchte) konnten auch tatsächlich bis auf M. Struthoff und E. Lassen alle Spieler wieder auflaufen.
Schon bei der Begrüßung wurde klar, dass die Iren ihre letzte Chance unbedingt nutzen wollten – lachen schien verboten. Aber auch wir hatten uns vorgenommen, hier frühzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen und gingen hochkonzentriert an die Aufgabe heran. Nach 10 Minuten konnte Oliver Casper einen 60 Meter-Diagonalpass von Lars Brennecke am langen Pfosten zum 1:0 einschieben. Und spätestens mit der 4:0-Halbzeitführung (H. Nolte, Christian Remmers, A. Dolge) war der Halbfinaleinzug als Gruppenerster erreicht.
Die zweite Halbzeit mit Toren von Christian Marquardsen und erneut A. Dolge war dann nur noch ein Schaulaufen und Ausprobieren von Vorhand-Rückhand-Kunststücken. Mit 6:0 waren am Ende die Iren noch gut bedient, und wir konnten uns auf England als Halbfinalgegner freuen.

Personelle Aushilfe im Halbfinale

Nach dem souveränen Gruppensieg stand nun das schwere Halbfinale gegen England an, und hier mussten wir neben den beiden Verletzten auch noch auf zwei weitere wichtige Spieler verzichten, die (verständlicherweise) bei der Einschulung ihrer Kinder in Deutschland sein mussten. Im Vorfeld hatte man uns vom Turnier- und Mannschaftmanagement der Engländer zugestanden, aus dem Kreis der erfahreneren Spieler der Ü45- und Ü50-Spieler mitwirken zu lassen. Das taten dann Jan Laukötter und Dirk Wellen auch exzellent.
Das Spiel war sehr fair und durchaus abwechslungsreich, auch wenn am Ende keine Mannschaft zu Torerfolgen in der regulären Spielzeit kam. Das spielerische Übergewicht lag sicherlich bei den Engländern, was aufgrund unserer etwas ausgedünnten Personaldecke auch nicht wirklich verwunderlich war. Dennoch hatten auch wir durchaus gute Möglichkeiten, im Spielverlauf ein Tor zu erzielen, aber ohne Erfolg. So blieb es bis zum Ende bei einem nicht unverdienten torlosen Unentschieden.
Im Penaltyschießen sah es zunächst gut aus für uns. Mit Treffern von Andi Dolge, Lars Brennecke und Dirk Wellen waren wir bereits 3:1 in Führung gegangen. Leider gelangen den Engländern danach vier Treffer in Folge, und unsere beiden letzten Schützen hatten bei ihren Versuchen nicht das notwendige Glück auf Ihrer Seite. Am Ende stand eine ärgerliche 3:4-Niederlage, trotz einer starken Leistung über die 70 Minuten.

Anstoß durch die Versehrten

Nach dem unglücklich verlorenen Halbfinale galt es am Finaltag dann noch einmal gegen die Schotten die Bronzemedaille (die leider am Ende nicht vergeben wurde) zu sichern. David Klammer, C. Marquardsen und auch M.Struthoff waren von ihrem Heimaturlaub wieder zurück. Und letzter kam dann doch noch zu seinem zweiten Einsatz bei dieser WM. Nach Absprache mit der gegnerischen Mannschaft und den beiden australischen Schiedsrichtern konnte er den Anstoß auf Erik Lassen ausführen. Allerdings musste danach die Zeit angehalten werden, damit die beiden „Versehrten“ den Platz gefahrlos wieder verlassen konnten. Nach dieser von allen Beteiligten und den ca. 100 (!) Zuschauern mit viel Applaus bedachten Aktion entwickelte sich vor allem in der ersten Halbzeit ein sehr gutes und verteiltes Spiel.
Mitte des Durchgangs (siehe Spiel 1 und 2) verletzte sich dann mal wieder unser freier Innenverteidiger nach einem Zweikampf mit einem schottischen Stürmer. Mittlerweile waren wir das Umstellen aber gewohnt, und so rückte Christian Marquardsen weiter nach hinten. Fünf Minuten vor Ende der ersten Halbzeit gelang uns dann auch das hochverdiente 1:0 durch Gerrit Rothengatter. Zu Beginn der zweiten Hälfte konnten wir dann doch wieder mit L. Brennecke in der Innenverteidigung auflaufen, der sich den Spaß des kleinen Finales wegen einer geschwollenen Nase nicht nehmen lassen wollte. Und so blieb es ihm auch vorbehalten, nach dem zwischenzeitlichen 2:0 durch Joachim Brötz, nach einem Konter noch das letzte Tor des Turniers zum 3:0-Endstand zu schießen.

Insgesamt erreichte die Mannschaft ungeschlagen einen guten 3. Platz und kann durchaus zufrieden sein. Besonderer Dank der Mannschaft auch an Horst Ruoss, der es schaffte, die Mannschaft immer wieder anzutreiben und mit seinen Besprechungen auf die wichtigen Aufgaben zu fokussieren. Ebenfalls bedanken wollen wir uns bei Erik Lassen und Michael Struthoff, die vor allem im Vorfeld der WM viel Zeit in eine perfekte Organisation der Rahmenbedingungen gesteckt haben. Ich denke (hoffe/glaube/weiß!), dass alle Teilnehmer viel Spaß hatten und zur nächsten WM 2014 wieder mit vollem Einsatz dabei sein werden.

Christian Marquardsen, Erik Lassen
 

 

 
2. Mai 2024
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